Die Familie Glüer / Glier in Markneukirchen


Die erste Erwähnung des Familiennamens "Glüer / Glier" in Markneukirchen findet man in Steuerlisten, die Erich Wild in den dreißiger Jahren veröffentlichte. Da die Kirchenbücher zu Markneukirchen erst 1748 einsetzen, sind diese Veröffentlichungen eine wichtige Quelle, um die weitere Entwicklung der Familie zu verfolgen: 

Die Bürgerschaft von Markneukirchen von 1522 - 1812  

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Die Innung der Geigenbauer

Darüberhinaus werden die Familienmitglieder in Urkunden oder anderen Dokumenten erwähnt. Solch eine Erwähnung findet sich in dem "Kunst- und Handwerksbuch der erbarn Geigenmacherkunst zu Markneukirchen" von 1677. Der Geigenbau kam aus dem böhmischen Graslitz nach Markneukirchen. Um 1652 brach die Gegenreformation auch in die Herrschaft Graslitz herein. Die Geigenbaumeister aus Graslitz gingen fast ohne Ausnahme wegen ihres evangelischen Glaubens in das Exil. Sie fanden ihre Heimat im benachbarten Markneukirchen. Am 6. März 1677 erhielten zwölf Meister die landesherrliche Bestätigung ihrer Innung durch Herzog Moritz von Sachsen. Zwischen 1677 und 1772 wurden auch Gliers als Meister in die Innung aufgenommen:


Geigenbauer und Handel

Lütgendorff  vermerkt kritisch, daß in Markneukirchen die anfängliche Geigenbaukunst zum Handwerk verkam. Zitat: "..und je mehr sich das 18. Jahrhundert seinem Ende näherte, desto billiger und schlechter wurden die Vogtländer Geigen" [7; Seite 264]. Massenerzeugung kam auf. Viele Geigenbauer beschäftigten Heimarbeiter und betätigten sich als Händler. Damit war allerdings ein wirtschaftlicher Aufschwung Markneukirchens verbunden. Auch in der Familie Glier sind Händler zu finden:
 

Anzeige der Firma Clemens August Glier


Kuhlohorn, 1910

Die Firma August Clemens Glier war um die Jahrhundertwende recht bekannt. Nach dem Tode von August Clemens (1897) haben seine Söhne Paul und Otto und nach dem Tode Otto's im Jahre 1914, der Sohn Paul allein die Firma fortgeführt. In der Sammlung des Musikinstrumentenmuseums von Berlin gibt es ein Ventilflügelhorn (sogenanntes Kuhlohorn) aus der Fertigung von August Clemens Glier. Diese Sonderform wurde von Pastor D. Johannes Kuhlo aus Bethel (Bodelschwing'sche Anstalten in Bielefeld) eigens für evangelische Posaunenchöre entwickelt.



 

Seit 1893 bis zum Jahre 1929/30 macht die Saitenfabrik C. G.  Glier & Sohn, gegründet 1830, in Paul de Wit's "Weltadressbuch der Musikinstrumentenindustrie" Werbung für ihre Produkte. 

Zoebisch schreibt auf Seite 130 zur Firma C.G.Glier&Sohn, dass der Gründer nicht ausfindig gemacht werden konnte. Die Zeitschrift für Instrumentenkunde (ZfI 51.Jg. Seite 86/87) schreibt 1931 zum 100jährigen Bestehen der Firma, dass Christian Gottfried Glier (* 1781 + 1855) der Gründer gewesen sei. Nach dem Kirchenbucheintragungen war er Rothlohgerber u. Steuerinspector. Gründer könnte aber auch sein Bruder, der Saitenmacher und musicalische Instrumentenmacher Christian Gottlob Glier (* 1787 +1858)  gewesen sein. Seine Tochter Christiane Wilhelmine heiratet 1838 Christian Gottfried Glier, den Sohn des Rotlohgerbers Christian Gottfried Glier. Damit wäre der im Firmennamen erwähnte Sohn in Wirklichkeit der Schwiegersohn Christian Gottlobs. Sohn und Schwiegersohn ist Christian Gottfried Glier (* 1817 + 1878). In der zweiten Generation ist die Firma in seinen Händen. Nach zwei weiteren Generationen im Familienbesitz erwarb Max Adler die Firma am 8. November 1809.


Markenzeichen der Firma C.G.Glier&Sohn

Anzeige der Firma C.G. Glier & Sohn von 1909

 
Wie weit hinaus in die Welt Handel getrieben wurde, zeigt die Karte an Osmar Reinhold Glier (*1857 + 1940). Er war ein Bruder von August Clemens Glier. Auf der Karte beschwert sich der Missionar Göhring aus Kamerun, daß bei der Sendung von Schul-Violinen die mitbestellten 1/2 Dutzend Wirbel fehlen.

Auch die vielsprachigen Werbeanzeigen von Wilhelm August Glier beweisen weltweiten Handel, wie das nachstehende Bild zeigt:


Ein anderes Handelsunternehmen, das 1884 von Ernst Rudolf Glier (*1862 +1930) gegründet wurde, besteht heute noch.


 

Friedrich Glier Gedenktafel Die Stadt Markneukirchen hat eine Strasse nach dem Komponisten Friedrich Glier benannt:

Näheres dazu können Sie in Wikipedia lesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Glier

F.-Glier-Strasse in Markneukirchen

 


Wer mehr über Markneukirchen oder das dortige Musikinstrumentenmuseum im Paulus-Schlössel, früher "Glierhaus am Bienengarten", erfahren möchte, nutze die vorstehenden Links. Weitere Links gibt es dort. Ein Besuch in Markneukirchen lohnt sich in jedem Fall.


last update: 1. April 2007