Die Familienforschung "Glier" ist ein posthumer Dank an meine Schwiegermutter Elena Köller geborene Glier. In den Achtziger Jahren hat mein Schwiegervater Herbert Köller eine Familienchronik geschrieben, die in weiten Teilen den
Lebensweg der Familie Karl Glier und seiner Ehefrau Alexandra Bogdanowitch beschreibt. Karl, 1877 in Kiew (Ukraine) geboren, hatte noch eine Schwester Cäcilie und zwei Brüder, Moritz und den in Rußland bekannten Komponisten und Musiklehrer Reinhold Glier. Das Bild zeigt die Familie Karl Glier mit Bruder Moritz im Jahre 1928. Von links: Alexandra, Karl, Galina, Elena, Moritz und Eugenie Glier.
Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde Karl als Deutscher verhaftet und nach Sibirien verbannt. Seine Frau Alexandra folgte mit den beiden Töchtern Elena und Galina dem Ehemann. Tochter Eugenie wurde 1917 während der Revolutionswirren in Werchne Uralsk geboren. Nach sechs Jahren Verbannung und Flucht kam die Familie nach Deutschland und lebte bis kurz nach Ende des 2. Weltkrieges in Cottbus.
Herbert Köller starb 1984, Elena Köller 1992. Mit dem Fall
der Mauer in Deutschland ergab sich die Möglichkeit, in der Heimat
der Gliers, dem sächsischen Vogtland, nach Familienbanden zu suchen.
Mit Hilfe vieler Gliers, zuerst aus Markneukirchen und Klingenthal, dann
später (fast) weltweit, ergab sich sehr schnell eine große Stammtafel
der Familie Glier, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht.
Wurzeln
Die Wurzeln der Familie Glüer / Glier gehen im Vogtland nach Wild [1] auf das Jahr 1522 zurück. Hanns Gluher erhielt damals die Brauberechtigtung in Neukirchen. Die Schreibweise des Familiennamens des Stammvaters war im Tranksteuerregister „Hans Gluher“. Im Türkensteuerregister von 1542 wandelt sich der Name zu “Glüer“. Diese Schreibweise hielt sich bis etwa zum Ende des 18. Jahrhunderts in den Steuerlisten und im ersten Kirchenbuch von Markneukirchen. Ab 1748 wird der Familienname im Kirchenbuch zunehmend aber auch „Glür“ und gegen Ende des Jahrhunderts „Glier“ geschrieben. Ab etwa 1800 wird in Markneukirchen nur noch die Schreibweise „Glier“ verwendet. Der ursprüngliche Name „Glüer“ ist nur noch in den Familien vorhanden, deren Vorväter vor 1750 aus Markneukirchen ausgewandert sind.
Das sind nach bisheriger Kenntnis die Nachfahren von Johannes Glüer, der 1645 als Pastor in Semlow /Pommern berufen wird und das ist Michael Glüer, der um 1688 als kurfürstlicher Acciseeinnehmer in das brandenburgische Teltow bei Berlin geht. Etwa 200 Jahre findet man die Glüer-Familie in Teltow. In dieser Zeit ändert sich der Familienname einiger Familienmitglieder sogar noch zu „Gleyer“ bzw. „Gleier“.
Die Familie Glier ist im Musikwinkel des Vogtlandes bekannt. In der Familie gibt es einige herausragende Persönlichkeiten. Anfangs bodenständig, später unter den wirtschaftlichen Verhältnissen des 19. Jahrhunderts, dem Aufkommen der Musikinstrumentenherstellung und des Handels verbreitet sich die Familie über die halbe Welt.
Die Nachkommen von Hans Gluher, Andreas und Martin Glüer, waren Ratsherren um 1625. Lorenz Glüer war Bürgermeister von 1703 bis 1715. Christian Gottfried Glier war Stadtvogt von 1777 bis 1792, Christian Gottfried d.J. Ratsherr von 1792 bis 1828, Stadtvogt von 1812 bis 1828 und Bürgermeister 1829. Die Gliers haben in Neukirchen, später Markneukirchen genannt, ein Stück Stadtgeschichte geschrieben.
Klingenthal (OT Brunndöbra) im Vogtland
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts beginnt der Klingenthaler Familienzweig
der Gliers. Im Jahre 1799 zog Johann Gottlieb Glier, veranlaßt durch
seine Klingenthaler Verwandten, wahrscheinlich die Familie seines Bruders,
des Roth- und Lohgerbermeisters Christian Gottfried Glier, von Neukirchen
nach Untersachsenberg / Klingenthal um. Mit Johann Gottlieb Glier fand
die Messingblasinstrumentenmacherei, das sogenannte Waldhornmachen, seinen
Eingang in Klingenthal [2; Seite 188]. Die Waldhornmacherei war um 1750
durch Isaak Eschenbach nach Markneukirchen gebracht worden.
Bei den Recherchen zur Familienforschung "Glier" stellte sich heraus, daß es Gliers gibt, die ihren Familienursprung nicht in Sachsen haben, zumindestens ist eine Verbindung nicht nachgewiesen. So haben Zuschriften gezeigt, daß es schon um das Jahr 1620 Gliers in Tschechien, in der Umgebung von Olmütz (Olomuc) - Reisendorf, Herlsdorf, Nürnberg, Hombok, Öhstadtl, Altwasser, Gaisdorf, Passek, Augezd, Siegertsau -, gegeben hat.
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