Schnadt's aus Uchtdorf nach Missouri (USA)

Schnadt in St.Louis? Es gibt drei Namen und verschiedene Quellen, die auf St.Louis verweisen. Hatten die drei etwas miteinander zu tun?

Am letzten Tag des Jahres 1846 kam Friedrich August Schnadt nach langer Schiffsreise über den Atlantik im Hafen von New Orleans an. Er hatte seine Heimat im schaumburgischen Extertal verlassen, um hier in Amerika sein Glück zu finden. Hatte er etwas mit jenem Friedrich Wilhelm Schnadt aus Cleveland, Ohio, zu tun, den Walter A. Oltmanns in seiner frühreren "Schnadt-homepage" erwähnte? 

 

Auch gab es da noch Ferdinand Conrad Schnadt, der in den Census-Unterlagen des Jahres 1880 in St. Louis erwähnt wird und dessen Tochter Annie 1886 im Alter von 8 Jahren stirbt. Eine kleine  Todesanzeige im St.Louis Post-Dispatch verkündet die Trauer der Familie, während direkt darunter Werbung für den "Originalen deutschen Zwieback" gemacht wird. 

Es hat lange gedauert, bis ich dieses Rätsel lösen konnte und die Verbindung klären konnte. Was hatten sie gemeinsam? Sie hatten alle eine Beziehung zu St. Louis in Missouri. Dorthin war nämlich Fred A. Schnadt, wie er sich in Amerika nannte, von New Orleans aus gegangen. Dort waren um 1860 die ersten Kinder von Friedrich Wilhelm Schnadt geboren bzw. schon wieder gestorben. 

Die wirkliche Gemeinsamkeit brachten erst die Kirchenbuchauszüge aus der Evangelisch Lutherischen Kirche St. Cosmae et Damiani in Exten sowie die Biographie von Fred A . Schnadt in einem bereits 1895 erschienenen Buch über Portraits und biographische Daten aus den Counties St. Charles, Lincoln und Warren, Missouri, zutage. Sie waren Geschwister, die dort in Amerika ihre Spuren hinterlassen hatten. Mehr noch: Nach dem Tod ihrer Mutter, Luise Wilhelmine Schnadt geborene Depping, sind auch noch zwei Schwestern und der Vater von Uchtdorf in die Vereinigten Staaten ausgewandert.

Todesanzeige von Annie Schnadt im St.Louis Post-Dispatch am 16.2.1886


Das Heimatdorf der Schnadt's aus Missouri

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Quelle: Auszug aus Topografischen Karten und/oder Geobasisdaten ©LGN

Uchtdorf am Eingang zum Extertal südlich von Rinteln an der Weser

 

aus: Portrait and biographical records of St. Charles, Lincoln, and Warren Counties, Missouri, Author: unknown, 1895, Chicago, Chapman publisher Co.  

(enthält Portraits und biographische Aufzeichnungen von prominenten und repräsentativen Bürgern der Counties, zusammen mit Biographien und Portraits aller Präsidenten der Vereinigten Staaten).  

 

FRED A. SCHNADT ist ein Mitarbeiter der gut bekannten Firma Werner, Miller & Co., die im Mühlengeschäft in Wright City engagiert ist. Er wurde in Deutschland im Jahre 1822 geboren und kam, vierundzwanzig Jahre alt, nach Amerika. Er kam am letzten Tag des Jahres 1846 in New Orleans an. Er begann seine Geschäftskarriere in den Vereinigten Staaten ohne fremde Hilfe und ganz ohne Kapital, aber mit der Beharrlichkeit und dem Eifer, die so charakteristisch für seine Landsleute ist. Er ist sehr erfolgreich gewesen und er wird zu den fähigen und wohlhabenden Bürgern von Warren County gezählt.

Unsere Person ist ein Sohn von Carl L. und Wilhemina (Depping) Schnadt, beide Einheimische ihres Vaterlands. Die Mutter starb in Deutschland, aber der Vater kam 1848 in dieses Land und starb im September 1876 in Millstadt, Ill. Sehr bald nach der Ankunft in Crescent City heiratet unsere Person Fräulein Einstiena Werner, eine Schwester von F. W. Werner, der Partner unserer Person bis zu  seinem unglückseligen Tod war, der am 31. Dezember 1887 eintrat. Die Hochzeit von Herrn und Frau Schnadt wurde im Jahre 1847 gefeiert und für vier Jahre richtete sich das junge Paar ihr Haus in New Orleans ein, wo der Ehemann als Müller beschäftigt war.

In Jahre1851 zog Fred Schnadt mit seiner Familie nach Millstadt, St. Clair County, Ill. um. Nach einem Aufenthalt von einem Jahr an diesem Ort, ging er nach St. Louis, um eine Position als zweiter Müller bei T. A. Buckland anzutreten, wo er die nächsten vier Jahre arbeitete. Danach ging er nach Lacon, Marshall County, Ill. Er war dort Erster Müller für zwei Jahre. Nach St. Louis zurückkehrend, blieb er acht Jahre bei Davis & Co. beschäftigt und mit Ausnahme des ersten Jahres war er während dieser Zeit Erster Müller. Im folgenden Jahr hatte er Verantwortung für eine Mühle in St. Charles, für einen gleichen Zeitraum befand er sich in Okawville, Ill und etwas später für eine Periode, die etwa acht Jahre umfaßte, befand er sich in Weise, Ill.. Nachdem er zwei Jahre Erster Müller bei Dunavan & Co. und sechs Jahre bei C. Kaune & Co. war, ging er noch einmal nach St. Louis und war vier Jahre Erster Müller bei der Sächsischen Mühlengesellschaft.

Nach Jahren der Vorbereitung und gründlicher Erfahrung in jedem Detail des Mühlen-Geschäfts, ließ sich Herrn Schnadt im Jahre 1878 schließlich in Wright City nieder und kaufte sich einen Anteil an der Firma, die jetzt als Werner, Müller & Co. bekannt ist. F. W. Werner, das Senior-Mitglied der Firma, hatte sich hier vor etwa vier Jahren niedergelassen und das Geschäft bald auf eine rentable Basis geführt. Die Qualität der vom Unternehmen herausgebrachten Waren war schon lange außer Frage und der Verkauf nahm von Jahr zu Jahr mit überraschender Ausdehnung zu. Die letzten fünf Jahre war Herr Schnadt aufgrund von Rheumatismus außerstande, die Geschäfte persönlich zu erledigen, aber seine Interessen wurden gut von seinem Sohn Fred W. wahrgenommen.

Von den neun Kindern von Herrn und Frau Fred A. Schnadt, leben heute nur drei, zwei Töchter und ein Sohn, nämlich: Einstiena, Caroline und Fred W. Die liebevolle Ehefrau und Mutter wurde im Jahre 1885 zu ihrer letzten Ruhe gerufen.

In seinen politischen Ansichten identifiziert sich unsere Person mit der republikanischen Partei. Er ist ein Mann, der strikt seine eigenen Geschäfts- und Familieninteressen verfolgt, er hat keine Zeit, offiziellen Ehren zu suchen und zieht es vor, ein ruhiges und unauffälliges Leben zu führen. Seinen Erfolg verdankt er seiner gezielten Anstrengung und Beharrlichkeit und bei allen, die ihn kennen, ist er sehr angesehen.


Anmerkung: Einstiena = Ernestine

Hat jemand Hinweise auf Nachfahren dieser Familien in den Vereinigten Staaten? Ich würde mich über Hinweise und Ergänzungen freuen.


letztes Update: 1. September 2004