Schnadt's von Heßlingen nach Illinois und Iowa (USA)

Die meisten Schnadt's, die heute in den Vereinigten Staaten von Amerika leben, stammen aus dem kleinen Ort Heßlingen bei Hessisch-Oldendorf an der Weser. Hier wohnen die Schnadt's schon seit etwa 230 Jahren im Haus Nr. 61. Ihre Kirche war im Nachbarort Fuhlen. Johann Simon Schnadt, der erste Heßlinger Schnadt, wurde im benachbarten Goldbeck geboren. Seine Eltern wohnten in ihren letzten Lebensjahren in Wahrendahl. Von dort ging Johann Simon Schnadt nach Heßlingen als er 1777 Christina Louisa Schütte heiratete. Das Ehepaar hatte zehn Kinder, von denen das jüngste, Christian Gottlieb, im Haus Nr. 61 blieb. Er heiratete 1818 Wilhelmine Caroline Wächter, mit der er vier Kinder hatte. Christian Gottlieb Schnadt starb früh im Dezember 1825, als das jüngste Kind, Georg Heinrich Ferdinand Schnadt, knapp ein Jahr alt war. Die Ehefrau stand mit vier kleinen Kindern allein da. 

Evangelisch-lutherische Kirche "Johannes der Täufer" in Fuhlen (Hessisch Oldendorf)

Haus Nr. 61 in Hesslingen

Sie heiratete 1827 in zweiter Ehe Johann Friedrich Gottlieb Schnaat aus Wahrendahl, einen Cousin ihres ersten Ehegatten. Aus dieser Ehe gingen ebenfalls vier Kinder hervor, von denen der 1833 geborene Ludwig Ferdinand Schnadt die Reihe der Besitzer des Hauses Nr. 61 fortsetzte. Das Haus wurde in der folgenden Generation 1894 durch Hermann Schnadt aus einem Fachwerkbau in einen Klinkerbau umgebaut, wovon die über der Eingangstür angebrachte Gedenkplatte zeugt. Die Besitzlinie der Schnadt's ist erst in jüngster Zeit abgebrochen.


Der oben erwähnte Georg Heinrich Ferdinand Schnadt (* 1825) und sein Neffe Heinrich Christian Ferdinand  Schnadt (*1844), ein Sohn der ältesten Schwester, Johanne Justina Louise, suchten ihr Glück in der Neuen Welt. Eine Ausreiseerlaubnis hatte aber nur der Neffe, da sein Onkel schon um etwa 1850 nach Amerika ausgewandert war, so dass er mit der Meldung im Wochenblatt von 1860 nicht gemeint sein konnte. Sein erstgeborener Sohn Heinrich Christoph Schnadt wurde nämlich schon 1854 in der evangelisch lutherischen Kirche St. John in Roselle (Rodenberg) getauft (Kirchenbuch Nr. 024/1854 der St. John Evangelical Lutheran Church ).


1. Northfield

Die Ausreiseerlaubnis, um sein Land verlassen zu können, erhielt Heinrich Christian Ferdinand  Schnadt (*1844) im Jahre 1860. Er reiste mit einer Gruppe Schaumburger Emigranten nach Illinois und liess sich nach den Censusunterlagen des Jahres 1900 im Jahre 1861 in Northfield im County Cook nieder. Dort heiratete er Charlotte Meyer. Sie war die Tochter von Ludwig Meyer und seiner Frau Rosine geborene Böger. Ludwig Meyer stammte aus Holtensen (Schaumburg), Rosina Böger-Meier aus Rannenberg. Die Meier (Meyer) Familie kam mit anderen Schaumburger Familien im Jahre 1847 in die USA. Das Kirchenbuch vermerkt 1866 unter Nr. 14 des Trauregisters: "den 23 ten December wurden getraut durch Pastor E. Keuchen: Heinrich Schnadt aus der Grafschaft Schaumburg und Charlotte Meyer von hier." "Hier" bedeutet St. Peter's UCC Church in Northfield (Vol. II, pg. 134 No.14). Nachkommen dieser Familie leben noch heute in Illinois. Viele weitere Familiendaten finden sich in den Kirchenbüchern von St. Peter, die noch bis zum Anfang dieses Jahrhunderts in deutsch geführt wurden.

St. Peter's United Church of Christ (1875) in Northfield / Illinois


2. Roselle / Rodenberg

Georg Heinrich Ferdinand Schnadt (*1825), der Onkel des zuvor genannten Heinrich Christian Ferdinand  Schnadt (*1844), wurde am 29. Januar 1825 in Heßlingen Nr. 61 (Kspl. Fuhlen) geboren. Wenige Jahre nach seiner Einwanderung in die USA heiratete er Engel Marie Biesterfeld, die mit ihren Eltern ebenfalls aus Schaumburg (Algesdorf Nr.11) ausgewandert war.

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Heinrich und Engel Marie Schnadt  

Das Ehepaar Heinrich Schnadt und Engel Marie Biesterfeld (siehe Bild) haben sich vermutlich erst in den Vereinigten Staaten kennengelernt. Sie sind offensichtlich mit einem Treck schaumburgischer Auswanderer in die Gegend westlich von Chicago gezogen, um sich dort eine Existenz aufzubauen. Ihre Farm muss in der Gegend von Ontarioville gelegen haben. Sie schlossen sich der evangelisch lutherischen Gemeinde St. John an.  
Diese Kirche war 1851 von Schaumburgern zwei Meilen westlich von Roselle (Cook Co.) gegründet worden. Dieser Ort hiess bei Ihnen auch Rodenberg,  im Andenken einiger Rodenberger Auswanderer an die Heimatgemeinde am Deister.  Schon 1853 wurde ein Neubau erforderlich, weil die Gemeinde stark wuchs. In dieser Kirche sind alle acht Kinder des Ehepaares getauft worden. Auf dem Friedhof von St. John sind Henry (1904) und Engel Marie Schnadt (1902) beerdigt. Der Grabstein ist heute noch zu finden. 

(Photo von und mit freundlicher Genehmigung von Rev. Mark Brockhoff)


Der älteste Sohn von Henry und Mary - wie sie sich nun nannten - der oben erwähnte Heinrich Christoph Schnadt, zog nach Sumner in Iowa und begründete dort den Iowa-Familienzweig

Sein jüngster Bruder, Hermann, gründete mit anderen im Jahre 1910 die Bartlett State Bank. Als man am 29. September 1950 das 40. Gründungsjubiläum feierte, betrug das Vermögen der Bank mehr als ein und eine halbe Million Dollar. 

Einige interessante Begebenheiten in der Geschichte der Bank mögen hierzu erwähnt werden: Die Aufsicht über das Bankwesen im Staat Illinois gab am 6. Juni 1910 die Genehmigung, die Bank zu gründen. Die Einlage wurde am 23. September 1910 gezeichnet. Die Gründungsmitglieder organisierten am 24. September eine Versammlung bei Hermann W. Schnadt in Bartlett und wählten E.J. Schmidt zum Präsidenten und Hermann W. Schnadt zum Vizepräsidenten. 

Aufregung gab es, als 1929 die Bank beraubt wurde. Sechs Jahre später im Jahr 1935 wurde der Kassierer entführt und festgehalten, als ihm auf dem Rückweg von einer Bank in Elgin, wo er dort gesichertes Geld abholen sollte, aufgelauert wurde. 

Hermann W. Schnadt wurde im Januar 1950 zum Präsidenten der Bank gewählt. Er war zu diesem Zeitpunkt 81 Jahre alt. Sein Sohn Herbert war seit 1929  in der Bank tätig. 

Herbert Schnadt starb im Jahre 2001 im gesegneten Alter von fast 101 Jahren.

Photo vom 40. Gründungsjubiläum (von links nach rechts): Hermann W. Schnadt (Präsident), Irma Hansen (Buchhalterin), Estella Schnadt (Kassiererin) und Herbert E. Schnadt (Kassierer).


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Der Dichter

Im Alter von 91 Jahren starb 1949 Frederick L. Schnadt, ein Bruder von Herman W. Schnadt, in Rogers Park, Illinois. Frederick war seit 1939 blind, aber in seinem Wohnort bekannt für seine Weisheit und seinen Mut. Er war Dichter, Journalist, Farmer, Arbeiter, Geschäftsmann und ein Philosoph. Sein Hauptinteresse galt dem Frieden. Für dieses Ideal schrieb er viele Briefe und Gedichte an führende Politiker in Stadt und Staat, u.a. an die Ehefrauen der Gouverneure von 48 Staaten der Vereinigten Staaten. Er wollte sie zum Muttertag 1950 zu einer "Mütter-Union zur Verhinderung künftiger Kriege" in Chicago zusammenbringen.Er erlebte es nicht mehr.

 


 

letztes Update: 1. September 2004