Die Familie Glüer in Norddeutschland


 

In einer alten Familiechronik von Paul Glier, Markneukirchen, aus dem Jahre 1938 steht folgender Satz:
"Mit hoher Sicherheit ist aber jener Johannes Glüer, unseres Rektors (Andreas Glüer) Sohn, der 1619 im Alter von fast vierzehn Jahren auf die Fürstenschule nach Pforte kam und später zu Semlow in Norddeutschland im Amte erscheint. Ein noch blühender norddeutscher Zweig der Familie schreibt sich von ihm her".

Ins Schulamt wurden studierte, gelehrte Leute berufen, wohl meist Theologen; einige von ihnen sehen wir später ihr Amt mit einer Pfarrstelle vertauschen. Von diesen abgesehen, dürften die wenigsten akademisch vorgebildet worden sein; in der Regel wird es sich um ehemalige Latein- bzw. Gelehrtenschüler gehandelt haben. Urkundliche Zeugnisse über Ort und Art der Ausbildung der hiesigen "Rektoren" fehlen fast völlig. Der erste Rektor, den wir namentlich kennen, war Wolfgang Knodt. Der zweite Nachfolger an der Stadtschule wurde Matthes Lang (von 1584-1587). Ihm folgte Andreas Glüer, gleichfalls aus altem einheimischen Bürgergeschlecht. Er wirkte hier nahezu 30 Jahre (1587-1617). Er war auch in seiner Vaterstadt recht begütert. Gestorben ist er am 9. Mai 1627. [Quelle: Erich Wild, Geschichte der Stadt Markneukirchen, 1925, Seite 163]

Verfolgen wir den Weg von Johannes Glüer: Der Sohn des Rektors bekommt offensichtlich eine gute Ausbildung an der Fürstenschule bei Naumburg/Saale. Dort wurde er am 27. Juni 1619 als Schüler aufgenommen. Nach Auskunft des Archivs der Schule hat er die Schule nach 1621 wieder verlassen. 1624 finden wir ihn an der Universität Strassburg eingeschrieben [Quelle: Matricula Studiosorum Philosophiae der Universität Strassburg am 11. Dezember 1624 Nr. 5: Johannes Glüerus, Neokyriensis Variscus (Johannes Glüer aus Neukirchen Vogtland).  Die Universität Strassburg war aus einem protestantischen Gymnasium hervorgegangen und wurde 1621 in den Rang einer Universität erhoben. Möglicherweise hatte sich Johannes Glüer diese junge Universität aus seinem protestantischen Glauben heraus für das Studium ausgesucht.

Jahre hören wir nichts mehr von dem Studenten. Der Dreissigjährige Krieg tobt in Europa und bringt viel Elend über die Menschen. Dann, am 3. Dezember 1635,  erscheint Johannes Glüer in den Matrikeln der Wittenberger Universität.  Der wiederum kurze Eintrag lautet „Johannes Glüerus, Neukircho Variscus“. In Wittenberg wird vermutlich das Studium der Theologie beendet. Johannes Glüer wendet sich dann offensichtlich in das protestantische Pommern. Am 29. August 1645 wird er zum Pfarrer in Semlow berufen. Auch der Sohn Christoph Ernst Glüer beginnt ein Theologiestudium an der Universität in Rostock. Er wird zweimal, 1659 (unvereidigt) und 1669 (vereidigt),  in den Matrikeln der Universität als Theologiestudent bei den Professoren Johannes Georgius Dorscheus  und Augustus Varenius erwähnt.  Nach den Einträgen „Christophoros Gluerus Semlovio-Pomer“ stammt er aus dem pommerschen Semlow und stellt daher die Verbindung zum Vater her.  

Von hier aus scheint die Familie Glüer tatsächlich zu erblühen. Wie es aussieht, einerseits eine Pastoren / Kantors-Familie in Mecklenburg, andererseits eine Kaufmannsfamilie im Pommerschen und für drei Generationen ein adliger Familienzweig. 

Kirche in Semlow

siehe auch http://www.dorfkirchen.de/semlow.htm

Wappen "von Glüer"

Quelle:Landeshauptarchiv Schwerin

Der jüngste Sohn von Christoph Ernst Glüer, Dietrich August Magnus Glüer, begann eine mehr politisch-militärische Karriere. Kurfürst Friedrich August von Sachsen, König von Polen, erhob in seiner Eigenschaft als Reichsvikar für die Lande des sächsischen Rechts, am 22. Januar 1742 den Mecklenburgischen Kapitän-Lieutenant, späteren Amtshauptmann Dietrich August Magnus Glüer in den Reichsadelstand. Der Adel wurde am 8. August desselben Jahres von der mecklenburgischen Regierung anerkannt. Mit ihm beginnt die adlige Familie „von Glüer“. Das von Glüer’sche Wappen (siehe links) zeigt in blauem Feld auf hochgezackten silbernen Felsen eine rotbewehrte silberne Taube. Auf dem mit einem blausilbernen Wulst bedeckten Helm befinden sich fünf abwechselnd rote und silberne Straußenfedern.

Größerer Grundbesitz in Fienstorf und Steinfeld im Amt Ribnitz sind zwischen 1751 bis 1781 im Besitz dieser Familie. Er wurde mecklenburgischer Geheimer Kammerrath und Amtshauptmann. Am 23. Februar 1759 starb Dietrich August Magnus von Glüer auf Gut Steinfeld. Er wurde in Volkenshagen, südlich von Rövershagen, wohin Steinfeld eingepfarrt war, begraben.

 

Mehr zu der Kirche in Volkenshagen: https://de.wikipedia.org/wiki/Dorfkirche_Volkenshagen

Grabkapelle an der Kirche in Volkenshagen, deren Aussenwand mit einem steinernen Doppelwappen der Familien von Berg und von Glüer verziert ist.

Sein Sohn, Joachim Christoph Diederich von Glüer, brachte es bis zum General, Chef des „Leibregiments“ und 1796 Kommandant von Rostock. Laut Todesanzeige in den „Mecklenburgischen Nachrichten“ (65. Stück) von 1803 starb General Diedrich von Glüer am 3. August 1803 in Dummerstorf bei Rostock im Alter von 80 Jahren.

Inzwischen ist die Adelslinie der "von Glüer's" erloschen.


Stand: 10. Februar 2017