Die Familie Glier in Kiew und Moskau
Ernst Moritz Glier
* 1. Oktober 1834 in Untersachsenberg
+ 9. Mai 1896 in Kiew (Ukraine)
Ernst Moritz Glier, das dritte Kind aus der ersten Ehe Carl Friedrich Gliers mit Christine Friederike Körner wuchs in Untersachsenberg (Klingenthal) auf und erlernte das Handwerk der Waldhornmacherei bei seinem Vater. Als Geselle ging er im Jahre 1854 nach Warschau. Dort arbeitete er in der Hornmacherwerkstatt seines Onkels Friedrich Wilhelm. Als Hornmachermeister wanderte er dann nach Kiew (Ukraine) aus, wo er als erfolgreicher Meister in der Fabrik seines späteren Schwiegervaters Vincenz Kortschak arbeitete. Ein dort gebautes Althorn befindet sich im Musikinstrumentenmuseum in Berlin (mit freundlicher Genehmigung des Bildarchivs Preussischer Kulturbesitz, Berlin). |
Althorn in Es, M. Glier, Kiew um 1900
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Vermutlich 1869 heiratete Ernst Moritz die Tochter von Vincenz Kortschak
(einem aus Polen stammenden Fabrikanten), Josephine Thekla (18 Jahre alt),
geb. 1852, gest. 1937 in Kiew. Der Schwiegervater, Vincenz Kortschak, überschrieb
ihm nach der Hochzeit die Häuser in der Basseinaja Uliza Nr.
6 und Slatoustow Skaja Straße Nr. 80 sowie die Blasinstrumentenfabrik.
Ernst Moritz lebte mit seiner Familie in Kiew in der Bassenaja Uliza Nr.
6.
Ernst Moritz und Josephine Thekla hatten 4 Kinder. Moritz *1870 in Kiew +1932 in Dresden
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Die Geschwister Cäcilie, Reinhold und Moritz (?) Glier | ![]() |
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Nachdem Ernst Moritz Glier im Jahre 1896 gestorben war, ging seine Fabrik für Blasinstrumente auf die Brüder Moritz und Karl Glier über. |
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Moritz Glier
geb. 1870 in Kiew gest. 16. 1. 1932 in Dresden Moritz besuchte nach dem Abitur das Musikkonservatorium in Kiew. Er war ein vollendeter Cellist, der später auch Konzerte gab. Nach dem Tod seines Vaters Ernst Moritz übernahm er 1896 die Blasinstrumentenfabrik. Er war jedoch nicht die geeignete Persönlichkeit, ein solches Unternehmen erfolgreich zu leiten. Er hatte andere Interessen. Es wäre unweigerlich zu einem geschäftlichen Zusammenbruch gekommen, wenn seine Mutter, Josephine Thekla, nicht die Initiative ergriffen hätte. Moritz, der später eine Stellung als Direktor im Singer-Unternehmen bekleidete, heiratete Warwara (Warja) Nikolajewna Parchomenks, eine dramaturgische Schauspielerin. Die Ehe blieb kinderlos. Moritz wurde 1914 verhaftet und nach Sibirien interniert. Nach 1920 gelang auch ihm die Flucht nach Deutschland. Seine Frau Warja konnte aus politischen Gründen nicht in Deutschland leben. Sie kehrte nach Kiew zurück und bewohnte im Hause von Josephine Thekla in der Basseinaja Uliza Nr. 6 ein kleines Zimmer. Wo und wann sie gestorben ist, konnte nicht ermittelt werden. |
Cäcilie Glier
geb. 1872 in Kiew, gest. 1902 in Kiew Gegen den Willen ihrer Mutter Josephine Thekla heiratete Cäcilie
1890 den wesentlich älteren Witwer, Oberstleutnant Stregunowski, Vater
von fünf Kindern. Cäcilie hat vier Söhnen das Leben geschenkt.
Wegen der ständigen Spielschulden trennte sich Cäcilie 1901
von ihrem Mann und zog mit ihren Kindern in das Haus ihrer Mutter Josephine
Thekla. In einem Anfall von Eifersucht tötete ihr Ehemann seine Frau
Cäcilie durch einen Kopfschuß. Sie war in Erwartung ihres fünften
Kindes.
Boris Stregunowski studierte nach dem Abitur zunächst Jura und
wurde dann zum Militär eingezogen. Sergej und Wladimir hatten nach
dem Abitur die Offizierslaufbahn ergriffen.
1918 war die gesamte Familie Stregunowski ausgelöscht. |
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Reinhold Ernst Glier
geb. 11.01.1875 in Kiew
Dem Komponisten Reinhold Morizewitch Glière ist eine eigene Seite gewidmet. |
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Karl Josef Glier
geb. 1. 1. 1877 in Kiew
Karl Glier besuchte das Gymnasium in Kiew. Nach dem Abitur, im Jahr 1895 ging Karl Josef nach Sachsen, um dort seinen Militärdienst abzuleisten. Während seines Aufenthaltes in Deutschland starb sein Vater, Ernst Moritz Glier (1896). Seine Mutter, Josephine Thekla, übertrug die Leitung der Firma ihrem Sohn Moritz. Er war für diese Aufgabe aber nicht geeignet. Innerhalb von 1 1/2 Jahren hatte er das Unternehmen heruntergewirtschaftet. Josephine Thekla wurde aktiv. Sie stellte umgehend den Antrag auf Befreiung ihres Sohnes Karl Josef vom Wehrdienst in Deutschland. Karl Josef, der nach seinem Wehrdienst studieren wollte, mußte nun im Alter von 21 Jahren 1898 die Blasinstrumentenfabrik übernehmen. Am 13.10.1902 heiratet er Alexandra Bogdanowitsch (geb. 15. 3. 1884 in Belaja Zerkow b/Kiew; gest. 24. 4. 1974 in Köln), mit der er eine geräumige Dreizimmerwohnung in der Basseinaja Uliza 6 bezog. |
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