Die Familie Schnadt in Garbeck


Garbeck, ein kleiner Ort südöstlich von Iserlohn am Tor zum Sauerland, gehört heute zur Gemeinde Balve. Im 17. Jahrhundert gehörte Garbeck zur Grafschaft Arnsberg, die bis 1802 Teil des Erzbistums Köln war. Etwas weiter westlich grenzte die Grafschaft Mark an. Familienkundlich ist das insoweit von Bedeutung, als die Garbecker Schnadts katholischen Glaubens waren, während die Schnadts im 9 km entfernten Kesbern evangelisch getauft wurden.


Josef Waltermann schreibt in dem "Heimatbuch der Gemeinde Garbeck" [Hrsg. Musikverein Amicitia Garbeck 1956] auf Seite 193 über die Familie Schnadt in Garbeck:

Die Familie Schnadt gehört zu den Ältesten der Gemeinde Garbeck. Lösse und Schnadt besaßen nach der zweiten Geverner Markenrolle den Estingshof zu Garbeck. Die Höfe Lösse und Schnadt lagen aneinander, der Hof Schnadt in dem Garten zwischen Lösse und Heller. Nach der Balver Markenrolle von 1678 hat Schnadt seinen Teil vom Estingshof nicht gehalten.

Bei der Geverner Markenteilung wird der Estingshof noch angegeben mit 8 Echtwort, die Hälfte davon auf Schnadt. In der Balver Markenteilung bekam Schnadt nur 2 Echtwort. Der Hof ging immer mehr zurück. Die alte Hofesstelle bei Lössen wurde aufgegeben und unterhalb des Dorfes wurden Gebäude für einen Kotten errichtet. Auch dieser wurde später aufgegeben. Die Familie kam für kurze Zeit als Pächter auf das Gut Berentrop bei Neuenrade. Dann wurde ein Hof auf der Heide im Kreis Iserlohn erworben, der später auch wieder verkauft wurde.

Ein Zweig der Familie war kurze Zeit in Höveringhausen. Als nach 1780 die Familie Tigges von Garbeck zum Gut Linschede zog, erwarb Schnadt den Hof Tigges genannt Hülter in Garbeck, dessen Hofesgebäude heute völlig verfallen sind. Dieser Hof Schnadt-Hülters ist nicht zu verwechseln mit dem Hof Schnadt vom Estingshof.


Zur Erläuterung:

Die Entstehung der Marken fällt in die Zeit des 7. - 8. Jahrhunderts. An das um die Höfe gelegene intensiv genutzte Ackerland schlossen sie sich als Laubwaldflächen an, als herrenlose "Wildnis", die später als Mark, dann als Allmende oder Gemeinheit bezeichnet wurde.

In Garbeck nannte man die Markengenossen "Beerbte". Die Bezeichnung "Erbe" geht auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes zurück, das nicht bloß das "ererbte Gut", sondern "Eigentum" schlechthin bezeichnete. Der "Erbe" ist also Eigentümer eines markberechtigten Hofes.

Das Maß für die Berechtigung an der Nutzung der Mark nannte man "Echtwort". Das Wort ist aus "Eichword" entstanden und bedeutete ursprünglich den Grund und Boden ("word"), der mit Eichen bewachsen ist, also Eichenwald, dann allgemein Hochwald. Im Laufe der Zeit bezeichnete man mit "Echtwort" dann nicht mehr den Wald, sondern das Recht an ihm zum Holzhieb oder zur Eichelmast. Schließlich wurde mit dem "Echwort" das Nutzungsrecht an der gesamten gemeinen Mark bezeichnet.


Die Familie Schnadt aus Garbeck findet zwar schon recht früh ihre geschichtliche Erwähnung, dennoch ist es schwer, die Beziehung zu den heutigen Namensträgern aufzuzeigen. Dies bleibt künftigen Forschungen vorbehalten. Einige Einzelheiten seien hier erwähnt:
 

. Um 1350 hatte der "Estingshof" nach der Markenrolle der Geverner Mark 4 Echtwort. Der "Estingshof", der heutige Lössen-Hof war nach 1400 zwischen Lössen und Schnad geteilt. Die Gebäude des Hofes Schnad standen neben Lössen an der Seite nach Heller hin. Von einem Lehnsherrn des Hofes ist nichts bekannt. Er wird freies Eigentum seiner Besitzer gewesen sein.
Im Jahr 1500 ist in der Markenrolle von Gevern vermerkt: H.Estings Houe, tho kommende Jasper Loße und Schnade 4 Echtwort
 
In der Zeugenliste der Grenzsache des märkischen Amtes Neuenrade mit dem kölnischen Amt Balve wird am 27. Mai 1533 vermerkt: kölnischer Zeuge: Hinr. Schnadt zu Garbicke, Amt Balve, kölnisch geboren, "eyn schillingk jar" im märk. Lande gewohnt, war 12 J. alt, als der Herzog vor Burgund (?) lag, jetzt an 50 J. alt.
Im Schatzungsregister des Jahres 1536 wird erwähnt: Thonniß Snaede  1 g (Gulden)
Im Schatzungsregister des Jahres 1565 wird erwähnt: Johann Schnath 1 1/2 g  (Gulden)
Im Schatzungsregister des Jahres 1663 sind 34 Hausstellen angegeben. 4. Hülter, heute die Ruinen des Hofes Schnadt
15. Schnadt, im Garten zwischen Heller und Lösse
Unter den steuerpflichtigen Bewohnern der Gemeinde Garbeck nach dem Schatzungsregister 1663 findet sich: Schnadt, seine Frau, der Vatter, dessen Frau, 1 Bruder ist lam, 1 Khumetg.
Am 14. Mai 1678 findet sich die folgende Eintragung in der Balver Waldrolle: "Schnad hat zwei Echtwort von Hackehorn" 

Unterschrieben hat Tonies Schnadt

Die Abgaben an den Stuhlherrn der Freigrafschaft Balve im Jahr 1699 erwähnen: Schnat zu Garbeck gibt von seinem Guth an Haaber 1/2 Mütte, - Herbst 3 Stb. - Maybede 3 Stb. - dient im Lenzen 1/2 Tag - im Herbst 1/2 Tag - umb das andere Jahr ein Fuder Holz - Hühner 2. 
. Das Protokoll des Schnadezuges von 1701 befindet sich im Archiv Lösse in Garbeck.
. 1718 (und 1776): Ländereien im Besitz von Schnad zu Garbeck sind in der Zehntliste von Höveringhausen aufgeführt.
Die Eingesessenen der Gemeinde, die sich 1781 an der Fundation der Vikarie beteiligten: Schnad, Hermann
Haus- und Hofbesitzer der Gemeinde Garbeck im Jahr 1875: Schnadt, Anton


Literatur zur Heimatgeschichte des Ortes Garbeck:

Waltermann, Josef: Heimatbuch der Gemeinde Garbeck, Hrsg. Musikverein Amicitia Garbeck 1956


last update: 6. Februar 2000